Beschluss: Abstimmungsergebnis:

Abstimmung: Ja: 10, Nein: 1

Sachverhalt:

(zuletzt Sitzung am 02.12.2009, lfd.Nr. 0265)

Die Firma Klingenmeier, Beratende Ingenieure e.K., Amorbach, vertreten durch Christian Klingenmeier und Claus Mattersberger, erläutern die Ertüchtigung der Trinkwasseraufbereitung unterstützt durch eine PowerPoint Präsentation. Zuerst werden der Zweck des Vorhabens, das Gemeinde-/Versorgungsgebiet, die bestehende Wasserversorgung, das Wasserdargebot und die Wasserqualität, der Wasserbedarf und die Wasserbedarfsprognose erläutert. Danach werden die erforderlichen Maßnahmen:

  • Ertüchtigung der Wasseraufbereitung durch die Trübstoffentfernung mittels Ultrafiltration und deren Vorteile
  • Erneuerung der Desinfektionsanlage über Chlorung mit fertig gemischter Chlorbleichlauge
  • Erneuerung der Mess-, Steuer- und Regeltechnik (MSR-Technik)
  • Installation der Fernwirktechnik zur Ferndiagnose und Fernparametrierung der Aufbereitungsanlage und deren Vorteil

ausführlich erläutert.

Im Anschluss daran werden die geplanten Um- und Anbauten vorgestellt:

  • Umnutzung des bestehenden 100 m³ fassenden Reinwasserbehälters zu einem Vorlagebehälter für die Ultrafiltration
  • Schaffung eines aus zwei Kammern bestehenden mind. 50 m³ fassenden Reinwasserbehälters
  • Installation und Einbindung der Ultrafiltrationsanlage sowie der Desinfektionsanlage
  • Erweiterung des Wasserwerks um einen ca. 6 m x 11,5 m großen Anbau zur Unterbringung des Reinwasserbehälters sowie der Ultrafiltrationsanlage

und über die Pläne ausführlich erläutert.


Während der Ausführungen werden Fragen bezüglich der Chlorung beantwortet. Zukünftig werden die Trihalogenmethane, die den Chlorgeruch erzeugen, durch die Ultrafiltrationsanlage entfernt, so dass zukünftig kein Geruch nach Chlor mehr da sein wird. Eine Chlordosierung muss jedoch für die Desinfektion des Leitungsnetzes weiterhin vorhanden sein. Die Anlage kann jedoch so gefahren werden, dass eine Chlorung nicht mehr ständig mitlaufen muss. Der Prozess der chemikalischen und chemischen Entsäuerung soll so bleiben wie bisher. Die chemische Rückspülung aus der Ultrafiltrationsanlage kann entweder über ein Neutralisationsbecken und anschließender Ableitung über den Saubach oder über einen Wartungsvertrag von einer Firma entsorgt werden. Die Kosten für einen solchen Wartungsvertrag einschließlich Wartung der Chloranlage belaufen sich auf ca. 1.500 Euro im Jahr. Die Qualität des Rohwassers bestimmt die Häufigkeit einer chemischen Reinigung der Ultrafiltrationsanlage. Eine endgültige Entscheidung über die Vorgehensweise soll nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten auf Grundlage des Ausschreibungsergebnisses erfolgen.
Allgemein wird im Gemeinderat die Meinung vertreten, dass die Zukunft beim Reinwasserbehälter in Edelstahlausführung liegt, der viele Vorteile gegenüber Stahlbetonwänden habe.

Weiterhin wurden zwei Alternativen durch die Firma Klingenmeier geprüft:

 

Ein Verzicht auf einen Vorlagebehälter für die Ultrafiltration ist aus technischer Sicht nicht zu empfehlen, da in diesem Fall die Entsäuerung nach der Ultrafiltration erfolgen würde. Nachteile werden in einer schwer beherrschbaren und störanfälligeren Steuerung der Brunnenpumpen, größerer Verschleiß der Brunnenpumpen durch häufiges Ein- und Ausschalten, Wiedereintrübung des mittels Ultrafiltration von Trübstoffen gereinigten Wassers in der Entsäuerung und in der Gefahr von Ausfallreaktionen bei der Rückspülung der Ultrafiltration gesehen.

Des Weiteren wurde die Herstellung des Vorlagebehälters durch Teilung des bestehenden 100 m³ fassenden Reinwasserbehälters sowie Aufstellung der Ultrafiltrationsanlage im bestehenden Gebäude geprüft. Die führe voraussichtlich zu etwas niedrigeren Investitionskosten, da auf den Anbau verzichtet werden kann. Als Nachteil werden die Aufrechterhaltung der Wasserversorgung während des Umbaus, erhöhtes Kostenrisiko durch massiven Eingriff in den Bestand und die beengten Platzverhältnisse im Wasserwerk angeführt.

In einer Kostenschätzung ergeben sich bei der Vorzugsvariante Kosten in Höhe von 396.950,00 Euro gegenüber der geprüften Alternative ohne Anbau Kosten in Höhe von 376.000,00 Euro.

Den Mitgliedern des Marktgemeinderates liegen die ausführlichen Planungsunterlagen in Ablichtung vor.


Beschluss:

Der Marktgemeinderat ist grundsätzlich mit dem vorgelegten Entwurf einverstanden. Nach Verbesserungen und Einsparungen soll gesucht werden, und beauftragt das Ingenieurbüro Klingenmeier, auf Grundlage des vorliegenden Entwurfs die erforderlichen behördlichen Genehmigungen einzuholen (Landratsamt, Gesundheitsamt, WWA) und die Ausführungsplanung durchzuführen.


Die CSU-Fraktion zeigt sich von den Ausführungen des Ingenieurbüros enttäuscht. Sie haben immer den Einbau einer Ultrafiltrationsanlage in das bestehende Wasserwerk ohne Anbau gefordert. Sie möchten die zweite Alternative genauer untersucht haben. Weitere Mitglieder des Marktgemeinderates zeigten sich ebenfalls überrascht über die hohen Kosten und die Größe des Anbaus. Gefordert wird, dass das Ingenieurbüro nach Verbesserungen und Einsparungsmöglichkeiten suchen soll.
1. Bgm. Kuhn teilt mit, dass in Richelbach ebenfalls eine Ultrafiltrationsanlage eingebaut wurde. Es handelt sich dort um einen Einbau in den bestehenden Bestand ohne bauliche Veränderungen, wofür laut Kämmerer des Marktes Bürgstadt 430.000 Euro angefallen seien. Bürgermeister Kuhn habe auf der Grundlage eines Wasserverkaufes von 70.000 m³ pro Jahr und den geschätzten Baukosten einschließlich der kalkulatorischen Abschreibungen und Zinsen kalkulatorische Kosten von insgesamt 0,35 Euro pro m³ ermittelt. Woraufhin Christian Klingenmeier von 0,45 bis 0,46 Euro Kosten in der Fachliteratur für eine Ultrafiltrationsanlage berichtet.
Angesprochen wurden zum Schuss noch die laufenden Kosten der Anlage. Christian Klingenmeier geht von höheren Energiekosten aus, die aber durch einen Rückgang an Chemikalien keine signifikanten Änderungen der laufenden Betriebskosten bringen werden. Die Kosten des Wasserwartes müssten sich laut Gemeinderat ebenfalls deutlich verringern, wobei auch überlegt wurde, ob es Sinn macht in Schneeberg eine Visualisierung zu realisieren oder nur Störmeldungen über GSM auf das Handy des Wasserwartes zu schicken.
1. Bgm. Kuhn erkundigt sich nach den nächsten Schritten und Herr Klingenmeier sieht diese in der Genehmigungs- und Ausführungsplanung, um dadurch eine Optimierung vorzunehmen in Bezug auf den Auswahlkriterienkatalog. Ein Low-Budget Modell oder ein höherwertigeres Modell würde dann vorgestellt werden.