Sachverhalt:

(zuletzt Sitzung am 04.03.2020, lfd.-Nr. 1077)

1. Bgm. Kuhn begrüßt Forsttechniker Oswin Loster. Dieser berichtet über das Forstwirtschaftsjahr 2020 wie folgt:

 

1. Einschlag

 

Im Januar begannen wir mit einem Verjüngungshieb in der Abt. Mühlberg und konnten das ange-

 

fallene Buchen Stammholz recht gut verkaufen.

 

Darauf folgte noch eine kleinere Jungdurchforstung in der Abt. Gottesberg, bei der wir das von

 

den Schneeberger Bürgern bestellte Polterholz aufgearbeitet und zurecht gelegt haben.

 

 

Am 9. Februar erreichte das Sturmtief "Sabine" unseren Gemeindewald. Auch wenn dieser

 

nicht so heftig war wie andere Stürme in der Vergangenheit, hatten wir doch ungefähr 550 fm

 

Windwurf zu verzeichnen. Dies vornehmlich auf den Hochebenen in Hambrunn, Neudorf und

 

Beuchen und natürlich hauptsächlich bei der Fichte.

 

 

Noch schlimmer erwischte uns der plötzliche Schneefall am 27. Februar. Innerhalb von wenigen

 

Stunden sorgte der Nassschnee in den mittleren Lagen für einen Anfall von rund 750 fm Schnee-

 

bruch. Besonders waren davon die Abteilungen Heideberg, Mühlberg und Brölberg betroffen.

 

Auch hier hatten wir vor allem Anfall von Fichte aber auch die Kiefer war mit geschätzten 25%

 

an der Masse beteiligt.

 

Die Aufarbeitung dieses Schadholzes beschäftigte uns mehrere Wochen. Vor allem die

 

Holzrückung in den Steillagen war sehr kostenintensiv, zumal auch alles Ast- und Gipfelmaterial

 

für den Hacker an die Wege gebracht werden musste.

 

 

Bei der Vorstellung der Jahresbetriebsplanung für das Jahr 2020 bei der Gemeinderatssitzung

 

am 4.März hofften wir, das nicht das dritte Dürrejahr in Folge ansteht und sich der Holzmarkt

 

etwas entspannen könnte.

 

 

Das Frühjahr war auch recht kühl und es regnete immer mal wieder.

 

 

Leider wurde es dann doch ab Mitte Juni sehr trocken und recht warm. Die von den vorange-

 

gangenen Trockenjahren geschwächten Bäume haben nun weiter gelitten und es zeigt sich

 

wieder massiver Borkenkäferbefall in unseren Fichtenbeständen. Hier liegen wir momentan bei

 

bei ca. 900 fm aufgearbeiteten und geschätzten 300 fm die aktuell vorgeliefert sind bzw. noch

 

in den Beständen stehen.

 

Inzwischen sind wir wieder soweit, dass wenn wir "hinten" fertig sind, gerade wieder "vorne"

 

anfangen können, die vom Borkenkäfer befallenen Fichten zusammen zu sammeln.

 

Leider ist eine herbstliche Abkühlung und vor allem der benötigte Niederschlag noch nicht in Sicht,

der Käfer entwickelt sich momentan munter weiter und ist dabei, die Eier für die nächste

 

Generation zu legen.

 

 

Auch die Buche zeigt mittlerweile ausgeprägte Schadensbilder der Trockenheit. Ich befürchte,

 

das wir in Kürze auch hier mit größeren Ausfällen rechnen müssen.

 

 

Insgesamt haben wir in diesem Jahr bis jetzt im Gemeindewald ca. 3.300 fm eingeschlagen.

 

Nur ein Drittel davon kommt von den planmäßigen Durchforstungen.

 

 

 

2. Pflanzung

 

 

Die Wiederaufforstungsarbeiten im Gemeindewald werden fortgeführt. Im Frühjahr wurden in den

 

vorhandenen Käferlöchern bisher 1.600 Pflanzen gesetzt und mit einem Verbissschutz versehen.

 

Es wurden 1.200 Stück Eichen und 400 Stück Edellaubholz gepflanzt.

 

Je nach Pflanzenverfügbarkeit und Witterung sollen diese Arbeiten im angehenden Winter fort-

 

geführt werden.

 

 

3. Wegeunterhaltung

 

 

Bei der Wegeunterhaltung wurde in der ersten Jahreshälfte nur wenig investiert. Diese Arbeiten

 

werden, wenn nichts akutes ansteht, erst im Herbst angegangen und sind abhängig davon, wie

 

es um den aktuellen Forsthaushalt bestellt ist.

 

Dazu muss ich aber sagen, dass es natürlich leicht ist, Geld zu sparen in dem man die Wege-

 

unterhaltung vernachlässigt. Dies wird sich aber dann in den Folgejahren mit weit höheren

 

Kosten rächen, wenn man Wege komplett sanieren muss.

 

Auch im Hinblick auf die zunehmende Waldbrandgefahr durch den Klimawandel ist es wichtig,

 

ein solides Waldwegenetz zu haben.

 

Da bei der momentanen Lage auf dem Holzmarkt auch Durchforstungen keinen Sinn gemacht

 

hätten, musste bisher auch kein Geld in die Hand genommen werden, um Rückewege anzulegen

 

oder zu verbreitern.

 

 

4. Forsthaushalt

 

 

Das am Anfang des Jahres prognostizierte Defizit von 50.000,- € könnte durch erhaltene Zuschüsse

für die Bekämpfung rindenbrütender Insekten in Höhe von gut 25.000,- € gemildert werden.

 

Wir rechnen momentan mit einem Defizit von ca. 37.000,- Euro im Jahr 2020.

 

 

Ich bin nun seit 27 Jahren Revierleiter im Gemeindewald Schneeberg, und arbeite seither daran,

 

die anfälligen Nadelholz Reinbestände in stabilere Mischwälder umzuwandeln, ohne dabei die

 

ökonomischen Anforderungen aus dem Auge zu verlieren.

 

 

Leider trifft uns der Klimawandel momentan wie ein Keulenhieb, und der Waldbau wird zum

 

Großteil nur noch von den Schadereignissen bestimmt. Notwendige Durchforstungen können

 

aufgrund der niedrigen Holzpreise momentan nicht einmal kostendeckend erledigt werden.

 

Auch müssen wir mit Rückschlägen leben, wie zum Beispiel mit der Buche, die noch vor

 

2-3 Jahren als relativ trockenheitstollerant gegolten hat und nun in manchen Gebieten aufgrund

 

von Wassermangel flächig abgestorben ist.

 

 

Der Wald hat die vielfältigsten Funktionen:

 

 

 - er bindet Kohlendioxid und trägt dadurch zur Verminderung des Treibhauseffektes bei

 

 - sehr wichtig für den Biotop- und Artenschutz, er ist Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen

 

 - er reguliert den Wasserhaushalt und sichert unsere Trinkwasserversorgung

 

 - er schützt vor Erosion

 

 - er liefert den nachwachsenden, umweltfreundlichen und kohlendioxidneutralen Rohstoff und

 

   Energieträger Holz

 

 - er bietet Erholungsraum und ist Ort vielfältiger Freizeitaktivitäten

 

 - er ist eine Einnahmequelle für den Waldbesitzer und stellt Arbeitsplätze

 

 

Das wichtigste ist, den Wald mit all seinen Funktionen für die nächsten Generationen zu sichern

 

und zukunftssicher umzubauen.

 

 

Dies wird uns in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen stellen.

 

Es bleibt zu hoffen, das sich die Auswirkungen des Klimawandels in den nächsten Jahren

 

verlangsamen und der Holzmarkt sich wieder stabilisiert, um die nötigen Mittel für einen schnelleren

Umbau im Forst selbst erwirtschaften zu können.

 

 


Diskussionsverlauf:

1. Bgm. Repp bedankt sich bei Forsttechniker Oswin Loster für seinen Bericht und führt zusammenfassend aus, dass es im Wald momentan nicht sehr gut aussieht. Des Weiteren erklärt er, dass damit zu rechnen ist, dass der Wald die Gemeinde in den nächsten Jahren sehr beschäftigen wird und es sich bereits jetzt als sehr schwierig erweist einen Haushalt aufzustellen.

 

Herr Forsttechniker Oswin Loster bringt hervor, dass am 26. September um 13:00 Uhr zusammen mit Herrn Forstrat Benedikt Speicher und dem Gemeinderat ein Waldbegang geplant ist. Bei diesem sollen einige wichtige Stellen (wie z.B. die Käfersituation) direkt vor Ort betrachtet werden.

 

GR Dolzer bittet darum die Ausarbeitungen von Oswin Loster in das Ratsinfosystem einzupflegen. 1. Bgm. Repp erklärt, dass diese nachträglich hochgeladen werden.

 

GR Wöber führt aus, dass der Schneeberger Gemeindewald bezüglich der Defizite kein Alleinstellungsmerkmal ist und mittlerweile auch alle umliegenden Gemeinden erhebliche Defizite erzielen. Er schlägt diesbezüglich vor, sich zukünftig mit anderen Gemeinden zusammenschließen und sich gegenseitig austauschen.

 

Herr Forsttechniker Oswin Loster erkundigt sich, ob es noch weitere Themen gibt die an der Waldbegehung angesprochen werden sollen.

GR Speth regt an, dass es interessant wäre Überlegungen anzustellen, ob die Gemeinde zukünftig mehr Forstwirtschaft oder Klimaschutz vorantreiben möchte. Diesbezüglich führt er aus, dass es ggf. auch von Interesse sein könnte gewisse Bereiche des Waldes, welche nicht von Käfern befallen sind und in denen man nicht kostendeckend arbeiten kann, sich selbst als ökologisches Gebiet zu überlassen. Er möchte insbesondere zu dieser Thematik eine Aussage von den Fachleuten haben. 1. Bgm Repp führt hierzu aus, dass solche Fragen dann bei der Waldbegehung an Herrn Forstrat Speicher gestellt werden können.