Sitzung: 11.04.2018 Gemeinderat
Sachverhalt:
(zuletzt Sitzung am 10.03.2017, lfd.Nr. 0531)
1. Bgm. Kuhn begrüßt den Forsttechniker Oswin Loster. Leider ließ sich Forstdirektor Walter Adamek entschuldigen, er ist auf Fortbildung. Die Mitglieder des Gemeinderates erhalten eine Übersicht über den Holzeinschlag nach Nutzungsart und Baumart, Kulturen/Pflanzungen, Wegeunterhaltung und eine Übersicht über die Einnahmen, Ausgaben und Gewinne von 2003 bis 2017.
Der Forsttechniker Oswin Loster berichtet über das Ergebnis des Forstwirtschaftsjahres 2017:
„Holzeinschlag
Gleich zu Beginn des
Jahres, am 12. Januar 2017, zog Sturm "Egon" über uns hinweg. Dieser
verursachte rund 300 fm Windwurf, vor allem auf den Hochebenen in Hambrunn, Beuchen
und Neudorf, aber auch einzelne Windwurfnester in den Hanglagen.
Wir begannen umgehend
mit der Aufarbeitung und waren damit fast fertig, als uns dann am 23. Februar
2017 das Sturmtief "Thomas" heimsuchte. So mussten wir auf den gerade
aufgeräumten Flächen noch einmal 100 fm Windwurf zusammensammeln.
Im Verlauf des Jahres
wurden dann die meisten der geplanten Hiebsmaßnahmen durchgeführt. Die
vorgesehenen Flächen wurden mit dem Harvester durchgearbeitet und das
anfallende Holz auf Fixlängen von 3,5 bis 5 Meter Länge geschnitten.
Der Trend geht immer
mehr zu diesen Fixlängen und es wird zunehmend schwerer Langholz zu verkaufen.
Zudem sind die Preise für diese Standardlängen in der Regel etwas höher. Öfters
haben wir auch angefallenes Holz "mit Haut und Haaren" an den Weg
gezogen und anschließend mit dem Harvester entastet und auf Länge geschnitten.
Im Forstwirtschaftsjahr
2017 wurden lediglich 6,5% des angefallenen Holzes als Langholz verkauft.
Für das
Forstwirtschaftsjahr 2017 war ein Einschlag von 5.700 fm vorgesehen. Tatsächlich
wurden 4.950 fm eingeschlagen, also 750 fm weniger als geplant.
Der Einschlag 2017
erfolgte auf 57 ha und verteilt sich folgendermaßen auf die einzelnen
Nutzungsarten:
Altdurchforstung: 1.311 fm
Jungdurchforstung: 3.481 fm
Jugendpflege:
155 fm
Zwei geplante Hiebe in
der Verjüngungsnutzung wurden nicht durchgeführt, da kein Käufer für das
anfallende stärkere Kiefern-Stammholz gefunden werden konnte.
Durch den Wegfall der
Forstbetriebsgemeinschaft und dem Brand bei der Fa. Ühlein (Bödigheim) sind wir
bei diesem Sortiment momentan ohne Abnehmer. Zumal war abzusehen, dass wir das
Haushaltsziel auch ohne diese Hiebe erreichen werden.
Die Unterscheidung des
Einschlages nach Baumarten sieht folgendermaßen aus:
Der größte Teil mit
52% entfällt auf die Fichte, gefolgt von der Buche mit 18%. Die Lärche ist mit
13%, die Kiefer mit 12% und die Eiche mit 1% am Einschlag beteiligt. Der Anteil
des NH-Holzes (nicht verwertbares Holz) liegt bei ca. 4%.
Die Nachfrage der
Schneeberger Bürger nach Polterholz war verhältnismäßig hoch, rund 290 fm des
angefallenen Buchen-Industrieholzes wurde als Polterholz an Schneeberger Bürger
verkauft.
Durch das kühle und
feuchte Wetter im Frühjahr und Frühsommer begann der Schwärmflug der
Borkenkäfer recht spät, trotzdem summiert sich der Anfall an Käferholz auf 101
fm. Zusammen mit den 402 fm Sturmholz kommen wir damit auf einen ZE-Anteil von
10,2 % des Gesamteinschlages.
Forstkulturen
2017 wurden im
Schneeberger Gemeindewald 1.750 Pflanzen gesetzt. 1.000 Eichen, 500 Rotbuchen
und 250 Bergahorn. Damit wurden vor allem die entstandenen Windwurf- und
Käferlöcher ausgepflanzt, aber auch Nachbesserungen in bestehenden Kulturen
vorgenommen. Dafür entstanden Kosten in Höhe von 5.134 €.
Für das Freischneiden
der Kulturen - hauptsächlich der Ausgleichsfläche im Alten Wald - wurden 2.464
Euro ausgegeben.
Im Gemeindewald
Schneeberg waren wir dazu übergegangen, alle gepflanzten Bäumchen jährlich vor
dem Winter mit Verbissschutzmittel zu streichen, um wenigstens den Haupttrieb einigermaßen
zu schützen. Da sich dies bisher als wenig effektiv erwiesen hat, haben wir 500
Stück Pflanzschutzhüllen mit passenden Pfosten gekauft und ausgesuchte
Jungpflanzen damit versehen. Die Kosten dafür belaufen sich auf ca. 5 € je
Stück, also insgesamt rund 2.500 €. Dies ist sehr teuer. Sollte sich dies als
verlässlicher Verbissschutz erweisen, werden wir diese Methode in den kommenden
Jahren aber verstärkt einsetzten müssen, um unsere waldbaulichen Ziele
erreichen zu können.
Wegeunterhaltung
Der Rippberger-Weg,
Stutzweg, Hambrunner-Weg, Hüttenbergweg und Sommerbergweg wurden entweder ganz
oder in Teilstrecken gegrädert und geschottert. Die Kosten für die insgesamt
rund sechs Kilometer belaufen sich auf 12.749 €. Die mittlerweile benötigte
"Holzabfuhr just in time" setzt voraus, das bereitgelegtes Holz zu jeder
Zeit und Witterung abgefahren werden kann. Dazu ist ein entsprechend
ausgebautes Wegenetz nötig. Eine konsequente Instandhaltung unserer Waldwege
ist wichtig und sinnvoll, damit uns die hohen Kosten von Instandsetzungen
erspart bleiben.
In den Abteilungen
Gottesberg, Roscheklinge, Stutz, Birkig, Kohlwald und Brölberg wurden Rückewege
mit einer Gesamtlänge von 1.400 Meter angelegt oder verbreitert. Dafür
entstanden Kosten in Höhe von 8.867 €. Der Großteil der Rückewege im
Schneeberger Forst wurden vor 25 Jahren angelegt. Diese sind mittlerweile zu
schmal für die heutigen, immer breiter und größer werdenden Rückemaschinen.
Auch in den nächsten Jahren werden wir hier vor Hiebsmaßnahmen immer wieder
nachbessern müssen, um das anfallende Holz an die Waldwege rücken zu können.
Bei den meisten
Waldwegen hat der Bauhof mit dem gemeindeeigenen Schlepper die Seitenstreifen
gemulcht. Um Kosten zu sparen wurde bei diesen Wegen darauf verzichtet, die
berg- und talseitigen Böschungen von einem Unternehmer mulchen zu lassen. Nur
der Mühlbergweg und der Scheererweg wurden von einem Unternehmer auf einer
Länge von 3,5 km für 436 € freigeschnitten.
Forsthaushalt
Der Forstbetrieb kann
für das Jahr 2017 einen Gewinn von ca. 88.000 € vorweisen. Damit liegen wir
rund 27.000€ € über dem geplanten Ergebnis. Dieses Ergebnis wurde durch einen
Überhang aus dem letzten Jahr und Einsparungen bei verschiedenen Kostenstellen
erreicht.
2017 wurden insgesamt
4,1 ha, an den Gemeindewald anliegende Waldgrundstücke gekauft. Dadurch wurde
die Verkleinerung des Revieres vor zwei Jahren durch die Ausweisung von
Kirchenwald wieder
ausgeglichen.“
1. Bgm. Kuhn bedankt sich bei FT Oswin Loster für die
Ausführungen und sein umsichtiges erfolgreiches Wirtschaften in den vergangenen
Jahren im Schneeberger Gemeindewald. Unsere Waldfläche von ca. 850 ha sind weit
verstreut und machen das Arbeiten nicht einfach.
Diskussionsverlauf:
3. Bgm. Pfeiffer erkundigt sich nach der Entwicklung des Holzpreises.
FT Loster erklärt, dass die Holzpreise vor ein paar Jahren etwas nachgegeben haben, sind aber im Moment stabil. Das kann sich natürlich von heute auf morgen mit dem nächsten Sturm ändern. Buchenindustrieholz ist im Moment nicht besonders gefragt.
2. Bgm. Repp fragt, ob wir zukünftig mit Problemen bei der Holzvermarktung rechnen müssen.
FT Loster berichtet, dass der Verkauf von gewissen Sortimenten, wie z.B. Lamellenkiefer, immer schwerer wird. Da wir im Moment nicht wissen wie es mit der FBG Miltenberg weiter geht, hat Forstdirektor Adamek angeboten, eventuell einen Teil über die FBG Spessart zu vermarkten.
1. Bgm. Kuhn teilt mit, dass das Sägewerk Ühlein nicht mehr aufgebaut wird, ist eine Folge der Entwicklung, dass kleine Sägewerke schließen.
GR Kuhn erkundigt sich nach der Borkenkäfersituation.
FT Loster sagt, der größte Feind des Borkenkäfers ist ein feucht-kühles Frühjahr. Starker Winterfrost beeinflusst die Borkenkäferpopulation nur sehr gering. Je nach Witterung ist es dem Borkenkäfer möglich, nicht nur eine zweite, sondern auch eine dritte Generation im Jahr zu entwickeln, die dann einen großen Befall verursacht.
GR Wöber erkundigt sich nach der zukünftigen Situation bezüglich Einschlag und Baumartenverteilung.
FT Loster teilt mit, dass die Gemeinde sich mit dem Einschlag am festgelegten Hiebsatz orientieren muss. Man muss jedoch immer flexibel auf den Markt reagieren. Die Kiefer ist die eigentliche Brotbaumart, jedoch wurde 2017 ein hoher Anteil an Fichte eingeschlagen, da in Hambrunn einen Hieb anstand. Eine Pflanzung von Nadelholz ist im Gemeindewald nicht nötig, da wir genügend Naturverjüngung haben. Auf der Verebnung hat die Kiefer und die Fichte aber nichts zu suchen.