Beschluss: Abstimmungsergebnis:

Abstimmung: Ja: 11, Nein: 0

Sachverhalt:

(zuletzt Sitzung am 27.07.2016, lfd.Nr. 0431.4)

Mehr als 20 Ärzte aus der Region und alle Bürgermeister aus dem südlichen Landkreis wehren sich gegen die Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern zur Zusammenlegung von Bereitschaftsdienstbezirken. Sie sind nicht bereit hinzunehmen, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst für den gesamten Landkreis Miltenberg ausschließlich in Erlenbach am Standort des dortigen Krankenhauses angesiedelt wird. Aus Sicht der Bürgermeister und der Ärzte würde dies die medizinische Versorgung im südlichen Landkreis ganz erheblich verschlechtern und zur weiteren Verunsicherung der Bevölkerung beitragen.

Die sieben Kommunen, die gemeinsam die „Odenwald-Allianz“ bilden, haben daher gemeinsam mit mehr als 20 Ärzten aus der Region ein Alternativmodell erarbeitet, das sie der Kassenärztlichen Vereinigung vorstellen wollen. Das Angebot der Odenwald-Allianz sieht eine Bereitschaftsdienstpraxis in der Kreisstadt Miltenberg vor. Dort soll der sogenannte „Sitzdienst“ angeboten werden, zu dem die Patienten hinfahren, und von dort aus soll auch ein zweiter Bereitschaftsdienst habender Arzt zum Hausbesuch in die südlichen Landkreiskommunen fahren. Die Ärzte, die den Bereitschaftsdienst übernehmen, kommen alle aus den bisherigen Bereitschaftsdienstbezirken Amorbach und Miltenberg, kennen daher die Region und die Patienten sehr gut. Gemeinsam mit der Odenwald-Allianz würde der Bereitschaftsdienst in ein umfassendes Gesamtpaket an neuen Versorgungsangeboten integriert, die die Odenwald-Allianz unter dem Titel „Campus GO – smarte Gesundheitsregion bayerischer Odenwald“ zusammengefasst. Dazu gehören z.B. die systematische Zusammenarbeit von allgemeinem und chirurgischem Bereitschaftsdienst sowie eine besondere Form der Betreuung von Patienten, die nach ihrer Versorgung im Bereitschaftsdienst nicht alleine zu Hause sein sollten. In Planung ist zudem ein neues Mobilitätskonzept für Patienten.

Um bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern in dieser Phase Gesprächsbereitschaft zu wecken, muss die Landespolitik eingeschaltet werden. Daher sollen der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml Bittschriften und Unterschriften übergeben werden, in denen die Bevölkerung des südlichen Landkreises ihre Meinung zum Ausdruck bringt.

Von dieser Woche an liegen in Arztpraxen, Rathäusern und an anderen öffentlich zugänglichen Stellen Listen aus, in die sich eintragen kann, wer die Bürgermeister der Odenwald-Allianz und die Ärzte der Region darin unterstützen möchte, eine eigene ärztliche Bereitschaftsdienstpraxis in Miltenberg zu bekommen.

 

1. Bgm. Kuhn bittet, die Unterschriftensammlung zu unterstützen. Die Listen liegen bereits aus.


Beschluss:

Der Marktgemeinderat beschließt, die Unterschriftensammlung für Bereitschaftsdienstpraxis in Miltenberg zu unterstützen.


Diskussionsverlauf:

Andreas Hickmann denkt, dass alle Anwesenden informiert sind, dass wir mit 6 Ärzten versucht haben einen Bereitschaftsdienst aufrecht zu erhalten. Die KV hat zum 05.04.2016 einen Schlussstrich gezogen mit Aufschub bis zum Ende des Jahres. Kürzlich wurde in einer Versammlung in Mainaschaff gesagt, dass es eine Bereitschaftsdienstpraxis für 24 Stunden sein soll. Das ist aber keine Muss-Bestimmung, sondern eine Kann-Bestimmung. Die KV strebt eine große Lösung im Bereitschaftsdienst mit Aschaffenburg und Alzenau an. Die Ärzte aus dem Miltenberger Raum streben gemeinschaftlich eine Bereitschaftsdienstpraxis in Miltenberg an.

1. Bgm. Kuhn denkt, es ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Man möchte hier eventuell auch einen Modellcharakter mit einbringen.

Andreas Hickmann teilt mit, dass wir bei der ärztlichen Versorgung auf ein komplettes Chaos zusteuern. In fünf bis allerspätestens 10 Jahren bricht das komplette System zusammen. Der Nachwuchs wird immer noch durch den Numerus Clausus künstlich niedrig gehalten. Er ruft die Kommunen auf, sich vehement für die hausärztliche Versorgung einzusetzen.

1. Bgm. Kuhn verspricht, soweit es möglich ist, sich dafür einzusetzen.

GR Loster schlägt vor, mit allen Landtagsabgeordneten einmal vor Ort darüber zu sprechen.

GR Haas erkundigt sich, ob es auch Ärzte im Amorbacher Raum gibt, die das nicht wollen. Die ganze Problematik geht auf den Wunsch der Ärzte nach Entlastung zurück.

GR Wöber kommt auf die Entfernungen zu sprechen, die dann zu fahren sind. Wir leben auf dem Land, da müssen Strukturen auch erhalten bleiben. Nicht umsonst haben die Ärzte nach dem Wochenenddienst am Montag ihre Praxis geschlossen.

GR Speth sagt, der Gemeinderat soll heute ganz konkret die Aktion unterstützen und auch aktiv dafür werben. Es betrifft Tausende von Menschen hier im Landkreis. Er schlägt vor, im Mitteilungsblatt zu werben und in Schneeberg eine Versammlung im Dorfwiesenhaus zu machen. Bis jetzt hat er nicht das Gefühl, dass die Leute verstehen worum es geht.